Bereits vor 1930 gab es Baptisten in Bernau, doch fuhren diese nach Berlin-Weissensee oder nach Berlin-Oberschöneweide zum Gottesdienst. Zur Gründung einer eigenen Bernauer Gemeinde kam es im Januar 1931, als die Baptistengemeinde Berlin-Weissensee in Bernau offiziell eine Stationsgemeindearbeit mit eigenem Gottesdienst begann. Der Gemeindegründung war ein erfolgreiches Sommermissionsfest und einer Evangelisationswoche mit dem neuen Weissenseeer Pastor Franz Lüllau im Jahre 1930 vorausgegangen, und schon im Gründungsjahr ließen sich 30 Bernauer auf das Bekenntnis ihres Glaubens taufen. So zählte bereits im Jahr 1934 die Gemeinde 60 Mitglieder.

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Gemeinde Bernau © EFG Bernau

 
Die neugegründete Baptistengemeinde in Bernau versammelte sich in einer zum Versammlungssaal umgebauten Handschuhfabrik im Hinterhof der Wallstraße 2 und da die Gemeinde wuchs, konnte sie bereits am 8.8.1937 mit Ernst Krischik einen jungen Seminaristen aus Hamburg zum Prediger der Gemeinde berufen. Dieser jedoch wurde im September 1940 zur Armee einberufen. Die gottesdienstliche und pastorale Versorgung der Gemeinde geschah danach wieder durch die Pastoren der Muttergemeinde Berlin-Weissensee und leitende Laienprediger aus Bernau. Der unter dem Druck der NS-Zeit erfolgte Zusammenschluss der Baptisten mit den Brüder- und den Elimgemeinden zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden brachte auch für die Bernauer Gemeinde einen Namenswechsel. Seitdem heißt sie Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Bernau.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs kamen mit den Flüchtlingsströmen auch viele Baptisten nach Bernau, die ihre Heimat jenseits der Oder-Neiße-Linie verloren hatten, wo schon Ende des 19.Jahrhunderts der Baptismus stark verbreitet war. Da die Nachkriegszeit auch für viele Bernauer eine Zeit der Neuorientierung war und die Gemeinde missionarisch aktiv blieb, wuchs die Gemeinde bis 1959 auf 86 Mitglieder an.

Nach dem Mauerbau 1961 sank die Mitgliederzahl der Gemeinde fast Jahr um Jahr. Die Plätze derer, die durch Wegzug nach Berlin, Übersiedlung in den Westen oder durch Tod frei wurden, konnten nicht durch missionarische Aktionen unter der Bernauer Bevölkerung aufgefüllt werden, zumal die damalige Kirchenpolitik der SED einem Erfolg der Gemeindearbeit entgegenstand. Es war in dieser Zeit nicht opportun, sich einer aktiven christlichen Gemeinschaft verbindlich anzuschließen. In den 50er und 60er Jahren wurde die Gemeindearbeit vor allem durch den langjährigen Gemeindeleiter Ernst Dillenhardt und den Predigtdienst des früheren Brasilien-Missionars Karl Genz geprägt. Die grundsätzlich rückläufige Entwicklung der Mitgliedszahlen aber konnten weder sie noch die seit 1969 für Bernau berufenen Pastoren Karl-Heinz Willenberg (Pastor von 1969-1975) und Lothar Voigt (Pastor und Gemeindeleiter von 1975-1990) letztlich aufhalten. Der zunehmende Verfall des Versammlungshauses und des Umfeldes in der Wallstraße tat ein Übriges dazu, dass sich die Größe der Gemeinde bis 1980 auf 44 Mitglieder halbierte.

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Gemeinde Bernau © EFG Bernau

 
Mitte der achtziger Jahre kam es dann in der Gemeinde zu Auseinandersetzungen um die charismatische Gemeindeerneuerungsbewegung, die für die Bernauer Gemeinde damit endeten, dass in den Jahren 1986 und 1987 eine Reihe von Mitgliedern die Gemeinde verließen. Angesichts der im Jahre 1990 auf 27 gesunkenen Zahl von Gemeindemitgliedern stellte sich die Gemeinde in Bernau der Frage nach der Zukunft ihrer Gemeindearbeit. Da die Weissenseeer Muttergemeinde sich nicht in der Lage sah, die Stationsgemeinde in Bernau personell oder finanziell stärker zu unterstützen, beantragten die Bernauer Mitglieder auf dem letzten Bundesrat des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR im Frühjahr 1990 die Selbstständigkeit als Ortsgemeinde Bernau und wählten mit Lutz Bratfisch einen jungen Gemeindeleiter, der die Gemeinde engagiert in die Zeit nach dem Mauerfall führte.

Eingang Wallstraße 2 © EFG Bernau

 
Im Sommer 1990 berief die Gemeinde mit Ingo Schaper zunächst einen jungen Pastor und 1993 konnte sie endlich den Hinterhof auf der Wallstraße verlassen, da sie in der Erftstr.28 in Bernau-Friedensthal ein ehemaliges Siedlungsheim von der Stadt pachten und zum Gemeindesaal umbauen konnte.

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 Gebäude Erftstr.28 © EFG Bernau

Die veränderte wirtschaftliche Situation nach der Wende und die geringe Zahl der Mitglieder ließen es dann allerdings völlig unwahrscheinlich erscheinen, dass noch einmal ein Nachfolger berufen werden könnte als Pastor Ingo Schaper 1994 als Jugendpastor nach Mecklenburg-Vorpommern wechselte. Als dann jedoch 1995 das Kreiskrankenhaus Bernau in die Trägerschaft der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Schöneberg überging und mit Dr. Ralf Dziewas ein Krankenhausseelsorger für das Bernauer Krankenhaus eingeführt werden sollte, wurde dieser auch von der Bernauer Gemeinde als Pastor berufen und betreute bis 2007 teilzeitlich die Gemeinde neben seiner seelsorgerlichen Tätigkeit im Krankenhaus.

Durch die positive Entwicklung Bernaus, die auch für die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde einen Zuzug neuer Mitglieder brachte, konnte die Gemeinde im Jahre 2000 einen Traum aus den 50er Jahren wahr werden lassen, indem sie sich eine eigene Kirche baute. Am 9.12.2000 wurde die neue Christuskirche auf dem gemeindeeigenen Grundstück in der Tobias-Seiler-Str.19 eingeweiht, sodass die Gemeinde, nun ihre Gottesdienste wieder für jedermann gut erreichbar im Zentrum von Bernau feiern kann.

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Christuskirche, Tobias-Seiler-Str. 19 © EFG Bernau

Am neuen Standort entwickelte sich neben der offenen Arbeit des Klönkaffees auch eine sozialdiakonische Arbeit mit Kindern aus dem Puschkinviertel. Zur Unterstützung dieser und anderer diakonischer Aktivitäten der Gemeinde wurde im Jahr 2005 der Diakonieverein Eleos der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde e.V. gegründet, der allerdings nach Beendigung der sozialdiakonischen Kinderarbeit im Jahr 2013 wieder aufgelöst wurde.

Nachdem im Herbst 2007 der Pastor der Gemeinde, Dr. Ralf Dziewas auf die Professur für Diakoniewissenschaft an der Theologischen Hochschule Elstal  berufen worden war, und damit seinen Gemeinde- und Seelsorgedienst in Bernau beendete, konnte drei Jahre später Kevin Fischer als neuer Pastor in Teilzeit berufen werden, der diesen Dienst bis zum Herbst 2013 neben seiner Tätigkeit als Religionslehrer ausübte. Von April 2016 bis September 2018 hat Bernhard Storek als Pastor im Ruhestand die pastorale Versorgung der Gemeinde übernommen. Zurzeit ist die Gemeinde ohne Pastor oder Pastorin.

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Vernetzt im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) in Deutschland K.d.ö.R.